Die bezaubernde Arabella by Georgette Heyer
Autor:Georgette Heyer [Heyer, Georgette]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-31T16:00:00+00:00
10
ALS ARABELLA sich von Mr. Beaumaris verabschiedet hätte, meldete ihr der Kammerdiener, der sie einließ, daß zwei Gentlemen nach ihr gefragt hätten und noch im Kleinen Salon auf sie warteten. Dies schien ein wenig ungewöhnlich, und sie sah ihn überrascht an. Der Kammerdiener erklärte, der eine der beiden jungen Gentlemen habe sehr dringend nach ihr verlangt, und er käme aus Yorkshire, und sie kenne ihn gut. Jähe Angst ergriff Arabella, sie würde nun vor ganz London bloßgestellt werden, und ihre Hand zitterte, als sie die Visitenkarte von dem Tablett nahm, das der Kammerdiener ihr präsentierte. Doch war ihr der Name, den sie las, unbekannt. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals von einem Mr. Felix Scunthorpe gehört zu haben.
»Zwei Gentlemen?« fragte sie.
»Der andere junge Herr nannte seinen Namen nicht«, erwiderte der Kammerdiener.
»Nun, ich werde sie wohl empfangen müssen. Sagen Sie ihnen, bitte, daß ich gleich herunterkomme. Oder ist Ihre Ladyschaft im Salon?«
»Ihre Ladyschaft ist noch nicht nach Hause gekommen.«
Arabella wußte nicht recht, ob sie das bedauern oder darüber froh sein sollte. Sie lief in ihr Schlafzimmer, das Kleid zu wechseln, und kam einige Minuten später zurück, nun soweit gefaßt, daß sie hoffen durfte, ihre Miene werde ihre Unsicherheit nicht verraten. In würdevoller Haltung betrat sie den Salon und blickte fast herausfordernd um sich. Zwei junge Gentlemen, ganz wie der Kammerdiener gemeldet, standen am Fenster. Der eine war ein etwas farblos aussehender junger Mensch, außerordentlich adrett gekleidet; außer dem hohen Hut hielt er einen Ebenholzstock und ein Paar eleganter Handschuhe in der Hand; der andere war ein hochgewachsener, schlaksiger Bursche mit dunklem, gewelltem Haar und kühner Miene. Bei seinem Anblick stieß Arabella einen Schrei aus, lief auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. »Bertram!«
»Weißt du, Bella«, keuchte Bertram, »sei doch um Gottes willen vorsichtig! Mein Halstuch!«
»Oh, verzeih, ich freue mich so, dich zu sehen! Aber was bedeutet das? Bertram, Papa ist doch nicht etwa in der Stadt?«
»Großer Gott, nein!«
»Dem Himmel sei gedankt«, sagte Arabella und drückte ihre Hände gegen die Wangen.
Ihr Bruder fand an diesem Ausbruch offenbar nichts Verwunderliches. Er musterte sie kritisch und sagte: »Aber es ist genau so gut, als wäre er hier: er würde dich schön ausschelten, daß du dich so herausputzt! Muß schon sagen, Bella, du bist großer Stil geworden! Tipptopp, stimmt’s, Felix?«
Mr. Scunthorpe, dem es offenbar Verlegenheit bereitete, so um seine Meinung befragt zu werden, öffnete den Mund, schloß ihn wieder, tat ein gleiches noch einmal und verneigte sich dann verzweifelt.
»Er findet dich einfach lückenlos vollendet«, erklärte Bertram diese Gebärden. »Kein großer Fachmann in Weibersachen, aber sportlich wunderbar, das kann ich dir versichern. Da wird ihm auch in London keiner imponieren.«
Arabella betrachtete Mr. Scunthorpe mit Interesse. Er machte den Eindruck eines sehr sanften jungen Mannes; und obwohl die Phantasieweste den modischen Herrn andeutete, schien er doch ein wenig unbeholfen. Sie nickte ihm freundlich zu, er errötete bis über die Ohren und begann zu stottern. Bertram, der nun doch eine Art Vorstellung für angemessen hielt, sagte: »Du kennst ihn nicht, er war in Harrow mit mir. Er ist älter als ich, hat aber keine Spur von Gehirn.
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